Hauptsache Spaß?

von Susanne Krimmel

6 erstaunliche Fakten über die Generation Z und wie Unternehmen diese nutzen können.

Die Studie Junge Deutsche 2019 ist ganz frisch im April erschienen und beleuchtet die Lebens- und Arbeitswelt der Generation Z. Sie bringt einige neue Erkenntnisse hervor. Was bedeutet das für ausbildende Unternehmen und was kann in der Praxis umgesetzt werden?

  1. Der Zusammenhalt in der Familie hat 2019 stärksten Einfluss auf die Lebenswelt der Generation Z. Weil so viele Beziehungen nur noch rein digital gepflegt werden, steht die Familie für das echte Leben. Sie ist sicherer Rückzugsort, der Wärme und Geborgenheit bietet, aber auch Hilfe, wenn es einem mal schlecht geht.

  2. Dazu passt, dass Mama und Papa die wichtigsten Vorbilder und somit die Top-Influencer der Generation Z sind!
    Dies macht einmal mehr die Bedeutung der Eltern als Zielgruppe für das Ausbildungsmarketing deutlich, die auf keinen Fall vernachlässigt werden sollte! Ob Pressearbeit, klassische Print-Stellenanzeigen in Tageszeitungen, Ausbildungsmessen oder die Einbindung der eigenen Mitarbeiter als Botschafter. Diese Maßnahmen sollten in Ihrem Unternehmen nicht fehlen!

  3. Wichtigste Werte: Gesundheit und Freiheit
    Für die Generation Z ist Gesundheit vor allen Dingen Freiheit: die Freiheit alles tun zu können, ohne körperliche oder geistige Einschränkungen. Klingt zunächst paradox. Warum sollten sich 14- bis 21-jährige über Gesundheit Gedanken machen, die noch Lichtjahre von den ersten Zipperlein entfernt sind? Ganz einfach: Gesundheit ist eine wichtige Zutat für die Selbstinszenierung! Junge Social Media User wollen auf ihren Selfies attraktiv und gesund aussehen, um möglichst vielen zu gefallen. Wie können Arbeitgeber darauf reagieren?
    • Gesunder Arbeitsplatz: Ein gesunder Arbeitsplatz ist vor allen Dingen einer, an dem junge Mitarbeiter*innen sich wohlfühlen und Tätigkeiten so gestaltet sind, dass sie nicht schaden oder überfordern. Ein Korb mit Äpfeln am Eingang ist ein netter Start, aber längst nicht ausreichend. Was können sie noch tun?
      - Vergünstigungen bei Sportvereinen und Fitness-Centern
      - Präventionsangebote z.B. Umgang mit Stress oder Rückenproblemen (die nicht nur den Junioren gut tun!)
      - Ansprechende Pausenräume oder ein Freiluftgelände mit Möglichkeiten zur Entspannung, Bewegung und frischer Luft
      - Vergünstigungen für Firmen-E-Bikes  
    • Gesunde Führung: Es steigt die Erwartungshaltung an Führungskräfte, wie Coaches zu fungieren, um für Leistung zu motivieren, konstruktiv mit Belastung (Stress) umzugehen und eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Motivationslöcher und negativer Umgang mit Stress sind häufige Ursachen für Krankheiten
  4. Spaß ist wichtigste Motivation für Leistung. Ziele erreichen und Leidenschaft für den Job aber auch!
    Dass die Generation Z Spaß will ist erst mal keine neue Erkenntnis und entspricht allen gängigen Klischees. Neu ist aber: Wenn die Arbeit Spaß macht, man voll darin aufgeht und auch noch die Möglichkeit bekommt, Ziele zu erreichen, ist die Generation Z unglaublich kreativ und bereit, vollen Einsatz zu geben! So können Unternehmen das Potential ihrer Azubis heben:
    • Wecken Sie mit Ihrem Azubi-Marketing Leidenschaft für Ihre Ausbildungsberufe und Produkte
    • Stellen Sie sicher, dass Ihre Ausbilder Feuer und Flamme für ihren Beruf und gute Vorbilder für die Azubis sind, sowohl fachlich als auch menschlich
    • Vermitteln Sie Sinn und Zweck der Ausbildungsinhalte und den Blick für das große Ganze
    • Zeigen Sie jungen Menschen Perspektiven auf, wie es nach der Ausbildung weitergehen kann
    • Nutzen Sie Vorbilder und Mentoren, an denen sich der Nachwuchs orientieren kann. Hierfür eignen sich ehemalige Azubis, die bereits einige Jahre in einer Fach- oder Führungsfunktion sind
    • Honorieren Sie gute Leistungen und Schulnoten und stellen Sie diese sichtbar für alle Mitarbeiter heraus. Feiern Sie Erfolge! Nutzen Sie auch Wettbewerbe (z.B. der IHKs oder Handwerkskammern)
    • Schaffen Sie Möglichkeiten für spielerisches, selbstbestimmtes Lernen
    • Bringen Sie Spaß in Form von Azubi-Events oder -ausflügen in den Ausbildungsalltag
  5. Guter Job bedeutet: gute Arbeitsatmosphäre und gute Vorgesetzte
    Was gute Arbeit und attraktive Arbeitgeber für die Generation Z ausmacht, ist vor allen Dingen eine gute Arbeitsatmosphäre (65%), dicht gefolgt von einer guten Work-Life-Balance (63%) und guten Vorgesetzten (56%). Dass die Generation Z Arbeitsatmosphäre an die erste Stelle setzt ist ein Wohlstandsindikator und Zeichen dafür, wie groß die Sehnsucht nach guten Beziehungen im echten Leben ist (die Ersatzfamilie bei der Arbeit). Damit können Unternehmen punkten:
    • Bieten Sie Praktika an, mit denen Bewerber herausfinden können, ob ein Job den wichtigen Kriterien Atmosphäre, Balance und guter Führung entspricht
    • Die Generation Z benötigt mehr Feedback und Anerkennung als die Generationen, die vor Smartphones aufgewachsen sind
    • Machen Sie Ihre Ausbilder fit für konstruktives Feedback und schaffen Sie den passenden Rahmen mit einem festen Rhythmus, etwa 1x pro Woche
    • Investieren Sie regelmäßig in die Weiterbildung Ihrer Ausbilder, sowohl fachlich als auch persönlich
    • Geben Sie den Azubis die Möglichkeit, sich mit anderen Azubis zu treffen. Der private Kontakt zu ihren Peers ist ein wichtiger Wohlfühlfaktor
    • Nutzen Sie persönliche Empfehlungen Ihrer Mitarbeiter
  1. Die Generation Z will wieder mehr Sicherheit
    Für 59% der Generation Z ist der Wert Sicherheit sehr wichtig. Die meisten Vertreter*innen der Generation Z sind Single, leben bei den Eltern und bestreiten den Lebensunterhalt nicht aus eigener Arbeitsleistung. In der Regel geht es der Generation Z in Deutschland sehr gut! Doch was kommt morgen? 43% verspüren Angst vor der Zukunft, die von der großen Ungewissheit und dem durch Social Media geschürten Leistungsdruck herrührt. Wie können Ausbildungsbetriebe Sicherheit schaffen?
    • Stellen Sie auf der Homepage und im Bewerbungsgespräch die lange Tradition und wirtschaftliche Stabilität Ihres Unternehmens heraus
    • Informieren Sie die Bewerber über Übernahmemöglichkeiten nach der Ausbildung und welche Kriterien dafür erreicht werden müssen
    • Machen Sie Verdienstmöglichkeiten nach der Ausbildung transparent
    • Schaffen Sie Sicherheit im Recruiting-Prozess: Zeigen Sie auf, wie der Bewerbungsprozess läuft, wie lange welche Phase dauert, wann der Bewerber mit Rückmeldung rechnen kann
    • Verkürzen Sie die internen Prozesse und geben Sie den Bewerbern rasch Rückmeldung und möglichst frühzeitig einen Vertrag
    • Lassen Sie die Azubis nach der Unterschrift nicht in der Luft hängen, sondern binden Sie sie ein, z.B. durch Events oder verschicken Sie einen Newsletter.
    • Übergeben Sie den Azubis frühzeitig ihren Ausbildungsplan
    • Geben Sie Orientierung durch klare Regeln: Darf das Smartphone am Arbeitsplatz genutzt werden? Ab wann wird ein ärztliches Attest benötigt? Wann ist das Berichtsheft abzugeben? Achten Sie auf deren Einhaltung und zeigen Sie wenn nötig Konsequenzen auf.
    • Geben Sie Orientierung durch regelmäßiges Feedback.
  1. Die Informationsquelle Nummer 1 über den zukünftigen Arbeitgeber verändert sich übrigens nicht: eine gute Webseite, die auch auf dem Smartphone überzeugt.

Bildquelle Teaserfoto: © ehrenberg-bilder, Adobe Stock

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