Gehirngerecht ausbilden

von Susanne Krimmel

7 Erkenntnisse aus der Gehirnforschung, die sich einfach im Ausbildungsalltag umsetzen lassen

Wie kann ich als Ausbilder den Azubis Lerninhalte vermitteln, so dass diese leichter verstanden werden, besser im Gedächtnis bleiben, und auch praktisch angewendet werden können?

Die Neurodidaktik gibt einige Tipps, wie das gut gelingt:

  • Wecken Sie Interesse am Lernstoff: Wenn Sie eine Lerneinheit planen, recherchieren Sie passende Geschichten, Comics oder Videos zum Thema und schicken Sie diese vorab an die Azubis. Oder stellen Sie ein paar Fragen in die Runde, die ohne großes Vorwissen beantwortet werden können. Zum Thema Kaufvertrag können Sie fragen, wie der letzte Handykauf abgelaufen ist.
  • Knüpfen Sie an Vorwissen an: Fragen Sie die Azubis doch erst mal, was sie zu dem Thema schon wissen. Häufig ist Vorwissen vorhanden, aus der Berufsschule oder etwas, was man in der Abteilung schon gehört hat. So können neue Inhalte an vorhandene angedockt werden und die vorhandenen Pfade im Gehirn werden verbreitert.
  • Beachten Sie den Biorhythmus: Durch die verzögerte Melatonin-Ausschüttung im Gehirn Heranwachsender sind diese morgens nicht ausgeschlafen. Die Biologie ist also „schuld“, wenn morgens gegähnt wird. Verlegen Sie die Lerneinheiten daher lieber auf den späteren Vor- oder gleich auf den Nachmittag. Das ist für alle Beteiligten gewinnbringender.
  • Schaffen Sie eine angenehme Lernatmosphäre: Planen Sie ausreichend Zeit ein. Nutzen Sie einen schönen Besprechungsraum, nicht den ohne Fenster. Vielleicht können Sie in der warmen Jahreszeit auch mal ins Freie gehen, wenn es das Thema zulässt? Vielleicht holen Sie sich vorher gemeinsam einen Kaffee und einen Teller mit Keksen. Das Gespräch über ein Hobby des Azubis lockert die Situation auf und festigt die Beziehung. Versuchen Sie es mal mit einem kleinen gemeinsamen Ritual, z.B. erzählen Sie sich gegenseitig das beste Erlebnis der letzten Woche.
  • Bespielen Sie möglichst viele Lernkanäle: Neben dem gesprochenen Wort oder Text auf Powerpoint-Folien sollten Sie die Inhalte möglichst mit vielen Bildern und Videos aufbereiten Nutzen Sie eine bildhafte Sprache, Geschichten und Metaphern. Vielleicht finden die Azubis auch selbst zum Thema passende Lernvideos auf YouTube? Fragen Sie den Nachwuchs nach eigenen Beispielen oder Anwendungsmöglichkeiten. Wo ist ihnen das Thema in ähnlicher Form schon einmal begegnet? Lassen Sie etwas mit den Händen tun, etwa in Puzzle oder eine Sortieraufgabe zum Lernstoff oder lassen Sie die Azubis eine eigene Mind Map erstellen.
  • Use it or use it! Sorgen Sie für Transfer und ausreichend Wiederholung: Besorgen Sie sich genügend Übungsbeispiele oder geben Sie die Möglichkeit, das Gelernte praktisch anzuwenden. Ohne Wiederholung ist bereits nach einem Tag nur noch 1/3 des Lernstoffs vorhanden. Das wäre schade um die ganze Mühe! Idealerweise schaffen Sie die Möglichkeit, den Lernstoff in folgendem Rhythmus zu wiederholen: Nach 10 Minuten, nach 1 Tag, nach 1 Woche, nach 1 Monat und nach 6 Monaten. Spielerisch wird das Ganze auch durch Quizfragen als E-Learning Einheiten.
  • If you don´t know it- teach it! Lassen Sie Ihre Azubis sich gegenseitig die Lerninhalte vermitteln. Etwa die Azubis aus dem 2.Lehrjahr denen aus dem 1.Lehrjahr. Beim Erklären verfestigt sich der Lernstoff viel besser und man hinterfragt das eigene Wissen. Angenehmer Nebeneffekt: Es spart dem Ausbilder auch noch viel Zeit!  

Bildquelle Teaserfoto: © Contrastwerkstatt, Adobe Stock

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